Ich kenne den Mann - Die Frau habe ich doch schon mal gese-hen - das war meine Reaktion, als ich die Fotos der Spannaus-Skulpturen zum ersten Mal sah. Und sie sprachen zu mir. Nein, besser: Sprachen aus mir. Es gab da offenbar etwas, von dem ich nichts gewusst hatte, etwas, das versch ttet, begraben gewesen war, und das von diesen Gesichtern jetzt exhumiert und ans Licht gebracht wur-de. Eigentlich ein Vorgang, den ich seit meinem siebzehnten Le-bensjahr - da las ich zum ersten Mal Benn - immer wieder er-lebt hatte. In Bezug auf die Kunst ist es ja gott-lob nicht wie in Bezug auf den ersten Kuss, das erste An-fassen, die erste Nacht, die erste Trennung. Kunst vermag dieses erste Mal immer und immer wieder zu erzeugen. Man k nnte auch sagen: Sonst ist sie keine. Ein Paradox. Aber es war mir lange nicht geschehen. Nur deshalb er-kannte ich nicht sofort: Das war ja exakt meine Reaktion auf Benn ge-wesen, auf Rilke, Kafka, Th. Mann, Carver; auf van Gogh, Picasso, Janssen, Richter; auf Rodin und Giacometti, von den gro en Komponisten ganz zu schweigen. Und nun also Dietwald Spannaus. Unbegreiflich, dass diese wundervollen und ergreifenden Skulpturen nicht in allen Museen der Welt zu finden sind. (Hans-Joachim Griebe Hrsg.)